Wer sich in Pforzheim auf Spurensuche begibt, wird früher oder später auf den Wallberg stoßen – einen unscheinbaren, aber geschichtsträchtigen Hügel am südwestlichen Stadtrand. Dieser Ort ist mehr als nur ein Aussichtspunkt über das Enztal: Der Wallberg ist ein Mahnmal, ein Naturerlebnis und ein Ort der Kontemplation gleichermaßen. Seine wechselvolle Geschichte, seine symbolische Kraft und seine stille Schönheit machen ihn zu einem besonderen Motiv – und zu einem Ort, den ich immer wieder gerne besuche.
Der Wallberg ist kein (ganz) natürlicher Hügel. Die Kuppe wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern der völlig zerstörten Pforzheimer Innenstadt aufgeschüttet. Rund 30.000 Menschen starben beim verheerenden Bombenangriff vom 23. Februar 1945 – innerhalb von nur 20 Minuten. Das Stadtbild war danach kaum wiederzuerkennen. Aus den Trümmern wuchs der Wallberg, 40 Meter hoch, als stilles Zeugnis der Zerstörung und als mahnender Erinnerungsort.
Heute erinnert eine Gedenkstätte auf dem Gipfel an die Opfer dieser Katastrophe. Fünf Stelen, Informationstafeln und ein weiter Blick über die Stadt regen zum Nachdenken an. Wer sich nähert, spürt förmlich die Stille, die der Ort ausstrahlt – selbst an sonnigen Tagen.
Wallberg Pforzheim
Doch der Wallberg ist nicht nur ein historischer Ort. Die Natur hat sich das Gelände in den letzten Jahrzehnten zurückerobert. Bäume, Sträucher und Wiesen haben aus dem einstigen Trümmerhügel ein grünes Naherholungsgebiet gemacht, obwohl es direkt am Rand des Industriegebiets Wilferdinger Höhe liegt. Besonders am Morgen, wenn der Nebel noch tief über dem Enztal liegt, bietet der Hügel eine beinahe mystische Atmosphäre. Die Sonnenstrahlen, die durch das Geäst dringen, treffen auf alte Steine und neue Pflanzen – ein faszinierendes Wechselspiel von Licht, Schatten und Zeit.
Was den Wallberg für mich persönlich so besonders macht, ist die Ruhe. In den Morgenstunden verirren sich nur wenige Menschen hierher – und genau das macht seinen Reiz aus. Hier lässt sich innehalten, durchatmen, der Blick schweifen lassen. Und wer mit der Kamera unterwegs ist, findet oft Motive, die sich nur dem eröffnen, der sich Zeit nimmt. Der Wallberg in Pforzheim ist ein Ort, der auf vielen Ebenen berührt. Er erzählt von Vergangenheit, bietet Raum für Gegenwart und lädt zur Reflexion über Zukunft ein. Für Fotografen – und alle, die mit offenen Augen unterwegs sind – ist er ein lohnendes Ziel. Zwischen Geschichte, Natur und Industrie, zwischen Stille und Symbolik entfaltet sich hier eine ganz eigene Stimmung. Eine, die man nicht nur sehen, sondern auch spüren kann.