Der Brunnen vor dem Schloss in Saarbrücken
Der Brunnen vor dem Schloss in Saarbrücken
Ein moderner Akzent an historischem Ort
Auf der linken Seite des Saarbrücker Schlossplatzes, zwischen der „Alten Sammlung“ und der Volkshochschule, steht ein markanter, modern gestalteter Brunnen. Er befindet sich genau an jener Stelle, an der Friedrich Joachim Stengel beim Bau des Schlosses (1739–1748) eines seiner beiden achteckigen Wachhäuschen errichten ließ – eingebettet in den Zaun des äußeren Schlosshofes. [1]
Gottfried Böhm und die Neuinterpretation des Wachhäuschens
Der heutige Brunnen stammt von Gottfried Böhm aus Köln, Mitglied der Architektengemeinschaft Böhm, Rosiny, Krüger und Rieger. Dieser Verbund gewann den Wettbewerb zur umfassenden Renovierung des Saarbrücker Schlosses (1982–1989) und setzte das Konzept um, die barocken Seitenflügel zu restaurieren und den Mittelbau mit einer gläsernen Hülle neu zu interpretieren. [2]
Auch beim Brunnen orientierte sich Böhm präzise an den historischen Ausmaßen des einstigen Wachgebäudes. Die Dachform und der Raumeindruck wurden modern stilisiert:
Vier achteckige Stahlsäulen tragen eine Dachkonstruktion, aus der das Wasser über die Kanten heraussprudelt. An den Säulen sind vier Schalen befestigt, die sich nach unten hin vergrößern. Sie bremsen den Wasserfall und leiten ihn in ein weit ausgreifendes Bewegungsmuster. Die gepflasterten Mulden um die Säulen dienen als Auffangbecken. [2]
Die Statue des Apostels Paulus: Leihgabe der Ludwigskirche
Im Zentrum des Brunnens steht eine verwitterte Sandsteinskulptur aus dem 18. Jahrhundert – die gesichtslose Statue des Apostels Paulus. Sie wurde 1775 von Franziskus Binck geschaffen und war Teil der barocken und aus 28 Skulpturen bestehenden Schmückung der Ludwigskirche. [3] [4]
Ursprünglich thronte Paulus zusammen mit weiteren Figuren auf der Balustrade der Kirche. Sie wurde jedoch bei einer Renovierung im Jahr 1906 wegen starker Verwitterung zusammen mit anderen Figuren durch Kopien ersetzt und in das Magazin der Ludwigskirche verbracht. [5]
Böhm integrierte eine dieser unrettbaren Figuren als stilles Mahnmal in seine moderne Brunnenarchitektur. Sie erinnert heute an die Schrecken des Krieges – und zugleich an das Gesamtwerk Stengels, das an Schloss und Ludwigskirche sichtbar miteinander verbunden ist. Zwei weitere stark beschädigte Skulpturen befinden sich im Eingangsfoyer des Schlosses; eine weitere steht im Inneren der Ludwigskirche. [1]
Quellen
[1] Ulrike und Mafred Jacobs: Saarbrücken und sein barockes Erbe: Ein Spaziergang auf den Spuren von Friedrich Joachim Stengel; Geistkirch Verlag, Saarbrücken 2019, S. 41.
[2] Institut für aktuelle Kunst im Saarland: Alt-Saarbrücken, Böhm, Brunnenhaus. URL: https://institut-aktuelle-kunst.de/kunstlexikon/saarbruecken-st-johann-boehm-brunnenhaus-33878, abgerufen am 19.11.2025.
[3] Vanderkrogt.net: Statues – Hither & Thither: Brunnenanlage mit Apostel Paulus. URL: https://www.vanderkrogt.net/statues/object.php?record=desl010&webpage=ST, abgerufen am 19.11.2025.
[4] Robert H. Schubart: Ludwigsplatz und Ludwigskirche in Saarbrücken 1762 – 1765 – 1775: Studie zu Idee und Gestalt. Saarbrücker Zeitung Verlag 1967.
[5] Wikipedia (Hrsg.): Ludwigskirche (Saarbrücken). URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigskirche_%28Saarbrücken%29, abgerufen am 19.11.2025.
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