Namibia – Eine Reise durch Licht und Landschaft

Namibia – Eine Reise durch Licht und Landschaft

Namibia gilt als eines der fotogensten Länder der Welt – ein Land aus Licht, Stille und endlosen Horizonten. Zwischen Wüste und Atlantik, Felsen und Savanne, alten Farmhäusern und modernen Lodges entfaltet sich eine Landschaft, die wirkt, als wäre sie eigens für das Spiel von Sonne und Schatten geschaffen. Wer mit einer Kamera durch Namibia reist, begibt sich auf eine Expedition durch Farben: vom tiefen Rot der Dünen bis zum hellen Staub der Salzpfannen, vom kühlen Blau des Atlantiks bis zum goldenen Glühen des Damaralands.

Von Windhoek nach Sossusvlei – auf den Spuren des Lichts

Namibia empfängt Reisende nicht mit Lautstärke, sondern mit Licht. Es ist dieses trockene, gläserne Leuchten über dem Hochland, das alles klarer erscheinen lässt – Farben, Konturen, selbst die Müdigkeit nach dem langen Flug. Als sich das Flugzeug aus Frankfurt in den frühen Morgenstunden dem Flughafen Hosea Kutako nähert, liegen unter den Tragflächen endlose Weiten, Sand und Staub.

Way to Namibia
Hosea Kutako Airport

Ankunft in Windhoek

Die Landung erfolgt kurz nach acht Uhr. Trotz elektronisch beantragter Visa dauert die Einreise länger als erwartet. Die Beamtin hinter dem Schalter gähnt herzhaft wie ein Nilpferd, während die Schlange sich nur zögerlich bewegt – willkommen in Afrika, wo Zeit anders tickt. Zwei Stunden später stehen wir endlich in der Ankunftshalle: Gepäck, Scanner, Geldautomat, SIM-Karte, Mietwagen. Wer klug ist, hebt gleich Bargeld ab – Kartenzahlung funktioniert in Namibia nicht überall, und der Automat gibt maximal 3.000 Namibia-Dollar aus, knapp 150 Euro.

Am Schalter der Autovermietung warten geduldige Mitarbeiter, die die Papiere noch von Hand ausfüllen. Nach einer kurzen Einweisung am Abholpunkt von Avis – Ersatzreifen, Tankregel, Notrufnummer – rollen wir los. Draußen liegt die Luft flimmernd über der Steppe, die Sonne steht schon hoch.

Vierzig Kilometer weiter erhebt sich Windhoek, eine Stadt, die sich nicht aufdrängt. Zwischen den sanften Hügeln des Hochlands mischen sich Fassaden mit modernen Gebäuden. Ideal, um Proviant zu besorgen: Im Superspar innerhalb des „The Grove“ Einkaufszentrum gibt es alles, was man für die kommenden Tage braucht – Brot, Wasser, Wein, frische Mahlzeiten zum Mitnehmen. Danach führt die Straße hinaus ins Nichts.

Aufbruch Richtung Namib

Die Fahrt nach Süden dauert länger als gedacht. Asphalt wird zu Schotter, Schotter zu Staub. Geschwindigkeit ist relativ; wer hier rast, verpasst den Rhythmus des Landes. Akazien werfen Schatten, Affen und Wildschweine tauchen auf, erste Antilopen kreuzen in weiter Entfernung die Steppe. Nach gut vier Stunden tauchen am Horizont die ersten Dünen auf – sandig, weich, monumental. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unser erstes Ziel: die Sossusvlei Lodge in Sesriem.

Die Lodge liegt direkt am Tor zum Namib-Naukluft-Park. Im warmen Licht des Abends glühen die Sandhügel in Kupfer und Gold, während sich über der Terrasse der erste Stern zeigt. Ein Sundowner auf der Terrasse der Hotelbar, das Klirren der Bierflaschen, die Erleichterung nach dem langen Fahrtag – es ist der Moment, an dem man begreift, dass Namibia kein Land für Eile ist. Später am Buffet, unter freiem Himmel, kühlt der Wind ab. Gespräche werden leiser, Kameras liegen griffbereit für den nächsten Morgen.

Road to Namib
Windhoek Rural, Road to Namib
Windhoek Rural, Road to Namib
Sossusvlei Lodge

Das Spiel des Lichts – im Reich der Dünen

Reiseführer raten, vor Sonnenaufgang am Gate zu stehen, wenn die Tore zum Park geöffnet werden und der Wettlauf um das beste Licht beginnt. Wir entscheiden uns anders. Nach einem frühen Frühstück brechen wir in Ruhe auf – das 78. Auto an diesem Tag, wie die Nummer am Ticket verrät. 650 Namibia-Dollar Eintritt für vier Personen und ein Fahrzeug – ein fairer Preis für eines der großartigsten Naturschauspiele der Welt.

Die asphaltierte Straße führt rund sechzig Kilometer durch eine Landschaft, die mit jedem Kilometer intensiver wird. Bei Kilometer 45 erscheint Dune 45, eine majestätische Welle aus rotem Sand, die wie aus Licht modelliert scheint. Auf dem Parkplatz herrscht schon Betrieb, doch wer die Kamera hebt, findet immer wieder Momente der Stille: Fußspuren, die im Wind verschwinden, Schattenlinien, die sich in geometrische Muster verwandeln. Der Aufstieg ist mühsam, das Hinabrennen pures Vergnügen – Sand, der zwischen den Fingern und in die Wanderschuhe rinnt, Lachen, Staub, Gegenlicht.

Am Ende der Straße wartet der große Parkplatz von Sossusvlei. Wer kein 4×4-Fahrzeug hat, nimmt den Shuttle (200 Namibia-Dollar für vier Personen). Wir lassen uns fahren; der Sand ist zu tief für normale Reifen. Dort, wo der Shuttle hält, ragt Big Daddy, die höchste Düne des Gebiets, fast 350 Meter in den Himmel.

Die ersten Besucher des Tages sind schon auf dem Rückweg, ihre Silhouetten zeichnen sich schwarz gegen den Himmel. Für uns ist der Aufstieg jetzt zu heiß, die Sonne brennt erbarmungslos. Stattdessen wandern wir parallel zur Düne durch das Tal, bis sich hinter einer Kuppe plötzlich das Deadvlei öffnet – ein surreales Becken aus weißem Lehmboden, in dem jahrhundertealte Kameldornbäume als schwarze Skulpturen stehen. Das Licht ist grell, aber nicht gnadenlos. Wer Geduld hat, findet immer wieder Bildausschnitte ohne Menschen – reine Kompositionen aus Form, Farbe und Zeit.

Auf dem Rückweg hält der Shuttle kurz am ausgetrockneten Sossusvlei-See, einem weiteren Becken mit Blick auf die Düne Big Mama. Die Landschaft ist still, nur der Wind bewegt sich.

Sossusvlei Lodge
Dune 45
Dune 45
Dune 45
Restroom
Deadvlei
Deadvlei
Find the Shadow

Namib Naukluft

Wir machen uns auf den Rückweg und fahren an der Lodge der ersten Nacht vorbei. Wir wechseln die Unterkunft und fahren etwa eine Stunde zurück in Richtung Solitaire, wo die Namib Naukluft Lodge 18 km südlich von Solitaire liegt. Die Gastgeber sprechen Deutsch, obwohl sie nie in Deutschland waren – eine skurrile, sympathische Begegnung. Das Abendessen ist hervorragend, das Frühstück ebenso.

Am Abend erfolgt noch der unvermeidliche Sundowner, das Buffet, leises Lachen am Tisch. Einer der Freunde kämpft ein bisschen mit dem Magen und bleibt im Bungalow – der Rest genießt den Sonnenuntergang über der Wüste. Später, wenn die Dunkelheit kommt, scheint der Himmel zu explodieren. Noch nie war die Milchstraße für das bloße Auge so klar.

Meerkat
Namib Naukluft Lodge Sundowner
Namib Naukluft Lodge Sky
Namib Naukluft Lodge Sky

Zwischen Dünen und Stille – Erholung am Rand der Namib

Am nächsten Morgen liegt Ruhe über der Wüste. Der Tag steht im Zeichen der Erholung: eine kurze Wanderung um den Hausberg auf einem alten Jeep-Trail, vier Kilometer, knapp eine Stunde. Danach Pool, Schatten, Kamera griffbereit. Das Licht wechselt ständig, vom gleißenden Weiß der Mittagssonne bis zum warmen Gold des späten Nachmittags. Abends wieder Sundowner, diesmal in völliger Stille, nur das Zirpen der Grillen und das Klirren der Gläser.

In Gehweite liegt das Soft Adventure Camp, eine einfachere Schwesteranlage der Lodge. Von dort aus hat man einen weiten Blick über die flache Ebene, wo Erdmännchen neugierig aus dem Sand schauen. Wer will, könnte hier tagelang fotografieren: Schatten, Linien, Himmel, nichts sonst.

Namib Naukluft Lodge Hike
Soft Adventure Camp
Namib Naukluft Lodge Sundowner II
Springbok

Solitaire – der Charme der Leere

Der nächste Tag beginnt früh. Ein kurzer Tankstopp führt uns über endlose Schotterpisten nach Solitaire, einem winzigen Ort, der fast nur aus einer Tankstelle, einem Café und einer Ansammlung rostender Autowracks besteht – ein Traum für Fotografen, die den morbiden Charme des Verfalls lieben.

Im Solitaire Roadhouse riecht es nach Öl und Staub. Der hier gebackene Apfelkuchen ist weltberühmt, aber nicht mehr ganz so gut, seit der ursprüngliche Bäcker verstorben ist. Die Sonne brennt, und doch bleibt man stehen, richtet die Kamera auf alte Chevy-Karossen, verrostete Zapfsäulen, das Schild mit der verblassten Schrift. Nichts hier wirkt inszeniert, alles ist authentisch.

Von Solitaire führt der Weg weiter nach Norden, über Passstraßen und trockene Flussbetten, Richtung Atlantik. Nach viereinhalb Stunden Fahrt tauchen erste Anzeichen von Zivilisation auf: Stromleitungen, ein Hauch von Nebel, dann plötzlich das Meer.

Solitaire Roadhouse
Solitaire Roadhouse
Solitaire Roadhouse
Solitaire Roadhouse

Swakopmund – zwischen Wüste und Meer

Swakopmund ist wie eine Fata Morgana: Fachwerkhäuser im Kolonialstil, Palmen, der Geruch von Salz. Das Fritz Manor Bed and Breakfast ist unser Ziel, eine elegante, ruhige Unterkunft im Zentrum, mit hohen Decken, weiß getünchten Wänden und einem Innenhof, in dem das Licht weich reflektiert.

Nachmittags ein Spaziergang durch die Stadt: Cafés, kleine Läden, die Seebrücke, das Meer. Ein Stück Kuchen im Café Anton (gerne auch ein Hackbraten im Blätterteigmantel), dann ein Spaziergang über den Pier und zum Leuchtturm. Am Abend Dinner im Ocean Cellar, Fischrestaurant mit Meerblick – solide, freundlich, nicht spektakulär, aber ehrlich und lecker.

Der nächste Tag steht im Zeichen des Wassers. Früh am Morgen Fahrt nach Walvis Bay, wo Katamarane auf Tour gehen. Wir entscheiden uns für Catamaran Charter – ein Anbieter, der für respektvollen Umgang mit Tieren bekannt ist. Auf dem Boot: Seehunde und Pelikane, in der Ferne noch mehr Seehunde, Delfine, sogar ein Buckelwal, dazu Hunderte Flamingos im flachen Wasser. Der Wind ist kühl, das Licht milchig – perfekt für Teleaufnahmen.

Am Nachmittag ein Spaziergang entlang der Promenade von Walvis Bay, dann Supermarkt-Stopp für die nächsten Tage. Abends zurück in Swakopmund, Essen im Jetty 1905, direkt auf dem Pier, wo der Atlantik unter den Holzplanken grollt. Der Sonnenuntergang ist dramatisch – Orange, Violett, Grau. Danach der Rückweg zu Fuß, begleitet vom Rauschen der Brandung und dem Gefühl, am Rand der Welt zu stehen.

The Fritz Manor
The Fritz Manor
The Fritz Manor
The Fritz Manor
Altes Amtsgericht
The Pier
Altstadthof
The old lighthouse
Catamaran Charter Cruise
Catamaran Charter Cruise
Catamaran Charter Cruise
Walis Bay Lighthouse
Catamaran Charter Cruise
Catamaran Charter Cruise
Jettys 1905
Jettys 1905

Vom Atlantik ins Damaraland – Farben, Felsen, Ferne

Nach den Tagen an der Küste führt die Straße wieder landeinwärts. 150 km hinter Swakopmund endet der Asphalt, und bald beginnt das vertraute Rattern der Reifen auf Schotter. So langsam wackelt alles, was Schrauben hat, die Abdeckung unseres Pickups, sogar die Schrauben meines Fotostativs auf der Ladefläche. Die Landschaft verändert sich: Dünen gehen in graue Berge über, die Sonne steht gnadenlos am Himmel, und aus den Tälern steigen flirrende Hitzeschleier.

Wer fotografiert, spürt hier die Versuchung der Linie – jede Kurve, jeder Hügel, jede Staubwolke wirkt komponiert. Die Fahrt ist lang, vier bis fünf Stunden, mit Pausen zum Durchatmen und Staunen. Dann, kurz vor Sonnenuntergang, erscheint auf einem Hochplateau wie aus dem Nichts die Vingerklip Lodge.

Die Anlage liegt spektakulär auf den Terrassen über dem Ugab-Tal, mit Blick auf die markante Felsnadel, die der Lodge ihren Namen gibt – ein erodierter Monolith, der im Abendlicht wie eine brennende Kerze wirkt. Beim Check-in weht ein trockener Wind. Bald darauf klettern wir hinauf zum „Eagles Nest“, dem Restaurant auf dem benachbarten Tafelberg. Der Aufstieg dauert 15 Minuten, die Sonne sinkt, und das Land glüht in allen Rot- und Orangetönen. Oben erwartet uns ein Abend, der kaum zu übertreffen ist: Dinner im offenen Felsrestaurant, der Blick 360 Grad ins Nichts – nur Wind, Weite und Licht.

Way to Damaraland
Eagles Nest
Damaraland
Eagles Nest

Morgenlicht und Begegnungen

Am nächsten Morgen herrscht Stille. Nur Vögel und das Rascheln der Büsche – dann der erste Schimmer der Sonne. Wir steigen noch einmal zum Eagles Nest hinauf, um das Morgenlicht zu fotografieren und zu geniessen. Wolken ziehen über den Horizont, brechen das Licht in sanfte Pastelltöne. Kein dramatischer Sonnenaufgang, aber ein grandioses Farbspiel.

Nach dem Frühstück lockt die Umgebung zu Wanderungen. Es gibt zwei Trails durch das weitläufige Gelände. Der erste führt über sanfte Hügel und durch Buschland – rund zwei Stunden, wenn man sich Zeit lässt und (wie wir) vom Weg abkommt. Unterwegs raschelt es im Gebüsch: Eine Gruppe weiblicher Kudus springt auf, elegant und scheu. Für einen Moment steht die Leitkuh still, dann verschwindet sie wieder – ein kurzer, stiller Triumph für jede Kamera.

Der Nachmittag gehört der Ruhe. In der Lodge wechselt das Licht an den Wasserlöchern minütlich: Pumbas (Wildschweine), Springböcke, Affen kommen und gehen. Später, bei einem Spiel am Tisch und einem kühlen Getränk, taucht das Damaraland in Abendfarben. Die Luft wird violett, die Felsen glühen.

Eagles Nest
Damaraland Sunrise
Damaraland Sunrise
Damaraland Sunrise
Damaraland Sunrise
Vingerklip Lodge
Pumbas
Kudu

Zweiter Tag im Felsenmeer

Noch vor Sonnenaufgang wecken uns Geräusche vor der Terrasse – Zebras und Antilopen am Wasserloch. Nach dem Frühstück brechen wir zur zweiten Wanderung auf: ein Rundweg, der direkt hinter der Lodge beginnt und zum Vingerklip-Felsen führt. Der Weg ist steinig und heiß, aber die Perspektive auf die Felsnadel lohnt sich – aus der Nähe erkennt man die Schichtung des Gesteins, die Spuren von Jahrmillionen.

Nachmittags Ruhe bis zum frühen Abend, dann der gebuchte Nature Drive. Ein Guide fährt uns durch die Umgebung, erklärt Vegetation und Geologie, zeigt Fährten von Oryx und Giraffen. Als die Sonne sinkt, hält er auf einer Anhöhe – Sundowner inmitten der Steppe. Das Licht wird gold, der Himmel wechselt von Orange zu Purpur, und die Kamera füllt sich mit Bildern, die man kaum beschreiben kann.

Vingerklip Waterhole
Vingerklip Waterhole
Vingerklip Waterhole
Vingerklip Hike
Vingerklip Hike
Springbok
Brown Beauty
Giraffe
Ugab Sundown
Ugab Sundown
Ugab Sundown
Vingerklip Milky Way

Teil 2 meines Reiseberichts findet sich hier.

Meine Bildergalerie zu Namibia befindet sich hier.

Basilika St. Johann
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Queens of the desert

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