Namibia – Eine Reise durch Licht und Landschaft Teil 2
Namibia – Eine Reise durch Licht und Landschaft Teil 2
Etosha – Staub, Tiere und das Licht des Nordens
Der nächste Morgen bringt Aufbruch. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt auf teils holprigen, aber meistens asphaltierten Pisten erreichen wir die Okutala Etosha Lodge.
Die Lodge liegt inmitten einer privaten Farm – 17 Kilometer vom Eingangstor entfernt – und ist ein idealer Übergang zwischen Lodge-Komfort und Safari-Wildnis.
Schon bei der Ankunft sieht man Tiere: Giraffen, Zebras, Antilopen. Am Nachmittag besuchen wir das nahe Anderson Gate, den südlichen Eingang zum Etosha-Nationalpark. Nach dem Eintritt in das Reservat öffnet sich eine neue Welt: endlose Salzpfannen, Buschland, Wasserlöcher. In Okaukuejo, dem ersten Rastcamp, zahlen wir die Parkgebühr für drei Tage und beobachten am großen Wasserloch Springböcke, Zebras und Oryx, die sich im Staub baden.
Die Rückfahrt zum Gate erfolgt im Licht der untergehenden Sonne – das beste Licht des Tages. Zurück in der Lodge wartet das Abendessen auf der Terrasse mit Blick auf das hauseigene Wasserloch. Noch vor unserem Abendessen beginnt die Nashornfütterung. Eine festangestellte Tierärztin erzählt leise von Schutzprogrammen und von der ständigen Bedrohung durch Wilderer. Das Abendlicht taucht die Szene in warmes Gold, dann in Blau. Der Tag endet still, mit einem tollen Abendessen auf der Terrasse.
Begegnung am Morgen
Der nächste Tag beginnt mit einem kleinen Wunder: Drei junge Giraffen stehen direkt neben der Veranda unserer Hütte und knabbern an den Akazien. Das Frühstück selbst findet wieder an der Terrasse am Wasserloch statt; eine große Giraffe kommt so nah, dass man sie fast berühren könnte.
Danach packen wir zusammen und fahren zurück zum Anderson Gate. Heute steht eine lange Etosha-Durchquerung an – ein ganzer Tag im Park. Staub wirbelt über die Straßen, der Horizont flirrt. Zebras, Gnus, Springböcke, Elefanten – und dann plötzlich, am Rand eines Trockenflussbetts, drei Löwen im Schatten eines Baumes. Sie bewegen sich kaum, doch ihre Präsenz verändert alles. Der Rest des Tages vergeht zwischen Haltepunkten, Fotos, Stille.
Am späten Nachmittag erreichen wir das nördliche King Nehale Gate, hinter dem die moderne Etosha King Nehale Lodge liegt. Das Design ist klar, fast minimalistisch – kleine Chalets mit eigenem Pool, der Blick über die Andoni-Ebene. Innen Luxus, außen Staub. Das Abendessen ist ein Buffet; das Highlight: ein Game-Stroganoff mit leicht rauchiger Note. Der Himmel über der Lodge ist sternenklar, und das Land liegt in völliger Dunkelheit.
Another Day at Etosha
Wir verbringen noch einen Tag im Etosha und in der King Nehale Lodge. Früh morgens geht es zurück in den Etosha, diesmal mit einer Guide, die sehr darauf bedacht ist und etwas zu bieten. Und das macht sie auch. Eine Elefantenfamilie beim Baden, Geparden, Antilopen soweit das Auge reicht. Der Nachmittag und Abend stehen im Zeichen der Erholung. Letzter Sundowner am Etosha.
Otjiwarongo – Zwischen Savanne und Stille
Nach den intensiven Tagen im Etosha zieht das Land erneut den Staubmantel über. Erste Regentropfen fallen. Die Straße nach Süden ist asphaltiert, die Fahrt ruhig, fast meditativ. Nach etwa drei Stunden taucht am Horizont die nächste Oase auf: die Otjibamba Lodge in Otjiwarongo.
Die Lodge liegt leicht erhöht, mit Blick auf ein Wasserloch, an dem sich am Nachmittag verschiedene Antilopenarten zeigen. Ziegen, Oryx, Springböcke – sie kommen erstaunlich nah. Für Fotografen ein Geschenk: Natürliches Licht, kein Zaun, kein künstliches Setting. Ab und zu leider ein halbnackter Russe mit Bierglas im Hintergrund. Macht aber nix, man schießt einfach ein weiteres Foto. Das Abendlicht taucht die Tiere in weiches Gold, und jedes Geräusch scheint von der Weite verschluckt zu werden.
Am Pool herrscht die friedliche Trägheit, die Namibia so besonders macht. Hier wird nicht gehetzt. Es ist ein Tag ohne große Sensation, aber genau das macht ihn wertvoll.
Der Waterberg – Zwischen Geschichte und Gewitter
Am nächsten Morgen Frühstück gegen sieben Uhr. Dann ein kurzer Schreckmoment: Ein Reifen hinten rechts hat kaum noch Luft. In Namibia ist das kein Drama, sondern Routine. Der Ersatzreifen sitzt bald, und die Fahrt geht weiter Richtung Waterberg.
Der Waterberg Plateau Park erhebt sich wie eine rote Bastion aus der Savanne. Auf dem Plateau wachsen Farne und wilde Feigenbäume, unten flirrt die Hitze. Eine Wanderung, die sich als Klettertour entpuppt, führt uns über schmale Pfade zu Aussichtspunkten mit weitem Blick über das Land – eine Mischung aus Steppe und Busch, durchzogen von Tierspuren. Das Licht am späten Vormittag ist grell, Gewitter kündigt sich an.
Nach der Wanderung Stärkung im kleinen Restaurant am Parkeingang. Draußen grollt bereits Donner. Kurz darauf öffnet sich der Himmel: Regen, der erste auf der ganzen Reise. Der Geruch von nasser Erde, von Staub, der sich in Schlamm verwandelt – ein seltener Moment in einem Land, das Trockenheit gewohnt ist.
Auf der Rückfahrt halten wir am deutschen Kriegsgräberfriedhof, der an die Schlacht am Waterberg 1904 erinnert. Zwischen den roten Steinen und weißen Grabkreuzen herrscht Stille. Geschichte liegt hier offen, ohne Pathos, nur mit Wind und Gras.
Zurück in der Lodge beobachten wir den Regen aus sicherer Entfernung, trinken Kaffee und Bier auf der Terrasse und sehen, wie sich am Wasserloch wieder Tiere sammeln. Der Himmel klärt sich, ein Regenbogen spannt sich über die Steppe, danach ein unglaublicher Sonnenuntergang. Namibia verabschiedet sich mit einem neuen Farbton.
Rückkehr nach Windhoek
Am nächsten Morgen beginnt die letzte Etappe. Etwa drei Stunden Fahrt über die B1 zurück in die Hauptstadt. Windhoek wirkt nach den Wochen in der Wildnis fast fremd – zu geordnet, zu laut, zu menschlich. Unsere Unterkunft, das Tenbergen Hotel, liegt zentral, modern und ruhig zugleich.
Am Nachmittag ein Bummel durch die Stadt. Auf dem Craft Market verkaufen Kunsthandwerker Holzschnitzereien, Schmuck, Stoffe. Doch die Stimmung ist gemischt: freundliche Händler, aber auch aufdringliche Bettler. Ein kurzer Besuch der Independence Street, ein paar Aufnahmen von der Dachterrasse des Hilton Hotels – dann Sundowner mit Blick auf die untergehende Sonne über dem Hochland.
Abends Dinner in der Stellenbosch Wine Bar, einem charmanten Restaurant mit offenem Innenhof, gutem Wein und ruhiger Atmosphäre. Der letzte Abend in Namibia klingt leise aus – keine großen Worte, nur zufriedenes Schweigen.
Abschied und Rückflug
Der letzte Tag beginnt mit Kofferpacken und einem letzten Frühstück. Noch einmal durch die Straßen, noch ein kurzer Halt an der Kirche und am Kunstmuseum. Über der Stadt hängen dunkle Wolken. Beim Einsteigen ins Auto fallen die ersten Tropfen; wenig später prasselt Regen auf die Windschutzscheibe.
Am Flughafen: Systemausfall. Check-in und Gepäckabgabe funktionieren nicht. Zwei Stunden Warten, unruhige Reihen, übermüdete Reisende. Doch irgendwann läuft alles wieder. Während draußen das Gewitter vorrüber ist, rollt unser Flug – Discover Airlines 4Y133, Windhoek – Frankfurt – verspätet zur Startbahn.
Die Triebwerke heulen auf, das Licht der Startbahn verschwimmt. Namibia verschwindet in der Nacht, aber seine Farben bleiben im Kopf.
Comments are closed.























































